Zur Person
Die Gemeinschaft der Computerkünstler und Entwickler (die Demoszene ) ist seit 25 Jahren ein sehr prägendes Element meines Lebens. Unter anderem habe ich über viele Jahre die größte internationale Veranstaltung in diesem Sektor ausgerichtet: Breakpoint .
Die Demoszene fasziniert mich unter anderem deswegen, weil dort schon seit den frühen 80ern Dinge aus Computern herausgeholt wurden, von denen die kommerzielle Welt nur träumen konnte. Ob elektronische Musik, Innovationen im Computerspielsektor, Computergrafik - fast alles geht auf die Demoszene zurück. In der Gemeinschaft herrschte zwar immer Wettbewerbsdenken (man trat in Competitions gegeneinander an), aber gleichzeitig konnten Nerds, die im "realen Leben" ausgegrenzt oder gar gemobbed wurden, hier in einem toleranten und internationalem Umfeld aufblühen. Es existierten keine Landes- oder Gedankengrenzen.
Nachdem ich mir in dieser Gemeinschaft meinen Respekt verdient hatte, versuchte ich im Alter von 17 Jahren erstmals, mit meinen Fähigkeiten Geld zu verdienen: Ich brach die Schule ab, und eröffnete einen Computerladen. Bei diesem machte ich so ziemlich jeden kommerziellen Fehler, den man machen konnten. Im weiten Umkreis gab es damit dann aber in meiner Heimatstadt auch das erste Internetcafé, lange bevor dieser Begriff überhaupt existierte. Im Ergebnis habe ich extrem viel gelernt, und auch die Erkenntnis gezogen, dass ich wohl eher kein Verkäufer oder Händler werden wollen würde.
Im nächsten Schritt versuchte ich dann eine Brücke zu schlagen zwischen der Gemeinschaft der Demoszene und geschäftlichen Tätigkeiten. Erfindungen, die ich im Rahmen meiner Aktivitäten in der Demoszene gemacht hatte, versuchte ich nun auch kommerziell zu vertreiben. Aus dem Computerladen wurde eine kleine Softwareschmiede, aus der Softwareschmiede später eine Entwicklungsfirma für Netzwerktechnologien.
Seitdem bin ich Gründer, Geschäftsführer, Mehrheitseigner und Entwicklungsleiter eines mittelständischen Herstellers von speziellen Internetroutern: Viprinet . Basierend auf einer von mir gemachten Erfindung habe ich dieses Unternehmen 2006 zusammen mit Freunden und Bekannten aus der oben genannten Entwicklercommunity gegründet. Heute macht Viprinet Millionenumsätze, beschäftigt rund 50 Mitarbeiter und wächst weiter.
Über meine Kissel Ventures GmbH halte ich weitere Unternehmensbeteiligungen, darunter auch an der von mir gegründeten Nerdherrschaft GmbH , welche als Kreativpool und Entwicklerzentrum nun weitere Innovationen hervorbringt.
Zusammen mit einem Partner habe ich 2014 ein 12.000 m² großes Areal mitten in der Stadt von Bingen am Rhein gekauft, um hier nicht nur eine Heimat für meine Unternehmen zu haben, sondern auch ein Gründerzentrum zu schaffen: Der Innovationspark Bingen ist zunächst einmal Heimat von Viprinet, soll aber künftig mit Coworking-Spaces, Büro- und Produktionsflächen sowie Rundumversorgung zum Wohlfühlen von Frühstück bis Massagebereichen alles bieten, was kreative Gründer brauchen, um sich auf ihre Stärken konzentrieren zu können.
Auch wenn wirtschaftliche Tätigkeit heute einen großen Teil meiner Zeit und Energie bindet, so versuche ich auch weiterhin, mich auch anderweitig zu engagieren - z.B. in Sachen Netzpolitik. So kämpfe ich mit einem von mir mitinitiierten Verband deutscher ITK-Hersteller sehr kräftig für Netzneutralität. Das 2015 verabschiedete Gesetz gegen den Routerzwang geht maßgeblich auf mein Engagement zurück.
Die vorstehenden Selbstlobpreisungen sollen nicht davon ablenken, dass ich nicht ohne Fehler bin. Ich bin überhaupt keine einfache Persönlichkeit. Als Skeptiker hinterfrage ich ständig alles, meine sehr offene, analytische und direkte Kommunikation meinen Mitmenschen gegenüber hat in der Vergangenheit oft unangemessen oder gar verletzend gewirkt. Als ich dann anno 2010 wie die Jungfrau zum Kinde zu einem nur bedingt seriösen Gesellschafter kam, hat es auch wegen meiner direkten Art ganz erheblich geknallt. Diese Geschichte gibt es unter Geschäftliches zu lesen. Auch hier habe wieder viel gelernt. Ich arbeite seitdem hart daran, weniger unbeabsichtigt verletzend zu sein. Ich lege aber auch weiterhin die Finger in die Wunde, wo ich es für angebracht betrachte.